DIE WELT 1. Juni 2008
Viele deutsche Städte sind potthässlich
Von Rainer Haubrich
(Hier nur in Auszügen zitiert!)
http://www.welt.de/kultur/article2051644/Viele_deutsche_Staedte_sind_potthaesslich.html
Der Architekt Christoph Mäckler hat etwas gegen schreiende "Look-at-me-architecture". Er glaubt, dass es einen klaren Willen der Bürger zu architektonischer Qualität gibt – und verweist auf mehrere Bürgerentscheide. Mit WELT ONLINE spricht Mäckler über eine ideale Gestaltung von Städten und über Bausünden in Deutschland.
Christoph Mäckler, bekannt durch den Bau des Berliner Lindenkorsos Unter den Linden/ Ecke Friedrichstraße,´Mitglied der Internationalen Bauakademie Berlin und Ordentlicher Professor an der Universität Dortmund. WELT ONLINE führte mit ihm ein Interview: Mit einem neuen Institut wollen Sie die Gestaltung unserer Städte verbessern. Warum ist das so wichtig? Worin liegt der gesellschaftliche Wert eines schönen Stadtbildes?
Zitate aus dem Interview mit der Zeitung DIE WELT:
Christoph Mäckler: "Es gibt Heimat. Sich wohlzufühlen an dem Ort, an dem man lebt – das ist heute mehr denn je der gesellschaftliche Wille, auch wenn dies noch nicht alle wahrnehmen wollen, vor allem nicht jene Planer, die uns in den letzten 30 Jahren mit immer neuen Theorien zur Stadt überhäuften, ohne dass sie dabei etwas zur gestalterischen Qualität der Stadt beigetragen hätten. Darüber hinaus gibt es einen starken Wunsch, die extreme Individualisierung der Architektur einzudämmen. Nehmen Sie die vielen Bürgerentscheide gegen Neubauten in München, in Dresden, in Regensburg, gegen ein gläsernes „Bauhaus“ am Aachener Dom. Es gibt einen klaren bürgerschaftlichen Willen zu einer architektonischen Qualität, die unsere alten europäischen Städte mit mehr Angemessenheit ergänzt als diese „Look-at-me-architecture“, die sie nur noch weiter zerstört. Wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass es in Frankfurt am Main sogar eine starke Bewegung gibt, die mittelalterliche Altstadt hinter dem Römer zu rekonstruieren, wird der Änderungswille deutlich. Das muss uns doch zu denken geben, denn es zeigt, dass hier die moderne Architektur offenbar versagt hat und an den Wünschen der Gesellschaft vorbei geplant wurde. Ein Platzraum muss entworfen werden wie ein Wohnraum, und die Fassaden des Platzes sind wie Wände dieses Wohnraumes."
(...)
"Klar ist jedenfalls, dass Städte bis heute vor allem nach soziologischen, ökonomischen oder verkehrstechnischen Kriterien geplant werden. Dabei werden essenzielle gestalterische Fragen vernachlässigt. Gestaltung spielt in der Stadtplanung kaum eine Rolle, weil der Stadtplaner hiervon nichts versteht. Die Gestaltung eines Platzraumes findet heute – wenn überhaupt – nur in Platzbelägen, Bänken und Beleuchtungskörpern statt. Was den Platz charakterisiert, sind aber die Fassaden, und die überlassen die Planer dem individuellen Geschmack des Architekten. Und der plant lediglich das einzelne Haus – meist ohne Rücksicht auf das Ensemble. Für den Bürger zählt am Ende aber nur die Gestaltung des Gesamtplatzes, seiner Fassaden, seiner Proportion. Er will sich wohlfühlen." (...)
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